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Bargeld in Deutschland: Tradition im Wandel

Kaum ein Thema spiegelt deutsche Gewohnheiten so klar wider wie die Frage nach dem bevorzugten Zahlungsmittel. Während in vielen Ländern der digitale Wandel das Bargeld längst in den Hintergrund gedrängt hat, halten die Deutschen weiterhin an Scheinen und Münzen fest, wenn auch nicht mehr in dem Maße wie noch vor einigen Jahren.

Aktuelle Daten zeigen, Bargeld bleibt an der Spitze. Doch die Kluft zwischen traditionellen und digitalen Zahlungsmethoden wird kleiner. Vor allem Mobile Payment gewinnt rasant an Bedeutung und verändert die Dynamik an der Ladenkasse. Gerade Celebrities und Menschen, die im Rampenlicht stehen, greifen immer seltener für Kleingeld in die Hosentasche.

Doch was sagen eigentlich die Zahlen? Laut den Daten der Statista Consumer Insights greifen rund 72 Prozent der Befragten regelmäßig zu Scheinen und Münzen, wenn sie Rechnungen am Point of Sale begleichen.

Damit bleibt Bargeld im Alltag, ob im Restaurant, im Supermarkt oder im kleinen Laden um die Ecke, weiterhin die Nummer eins.

Allerdings ist der Rückgang der vergangenen Jahre unübersehbar. Noch 2020 gaben 84 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten an, beim Einkaufen vor Ort bar zu bezahlen.

Innerhalb von vier Jahren ist der Anteil damit um zwölf Prozentpunkte gesunken, und das ist ein deutlicher Hinweis auf den Wandel im Bezahlverhalten.

Der Aufstieg bargeldloser Methoden

Während Bargeld an Boden verliert, wächst das Interesse an bargeldlosen Bezahlmöglichkeiten stetig. Klassische Kartenlösungen wie Girocard oder Kreditkarte sind längst fest etabliert und bilden zusammen mit kontaktlosen Verfahren den größten Konkurrenten zu Bargeld.

Gerade beim Gaming, in Casinos mit echtem Geld und natürlich beim Online Shopping ist die bargeldlose Zahlung inzwischen völlig normal. Und in diesen Welten halten wir uns eben immer mehr auf.

Kein anderes Zahlungsmittel konnte in diesem Zeitraum vergleichbare Zuwächse verbuchen. Das deutet darauf hin, dass jüngere, technikaffine Zielgruppen und damit eben auch die, die im Rampenlicht stehen, die Entwicklung vorantreiben, während ältere Leute weiterhin auf Bargeld setzen.

Deutschland im internationalen Vergleich

Im europäischen Vergleich bewegen sich die Zahlen zu Mobile Payment auf einem ähnlichen Niveau. In vielen EU-Ländern nutzen etwa ein Fünftel der Verbraucherinnen und Verbraucher regelmäßig ihr Smartphone an der Kasse.

Ganz anders stellt sich das Bild in Asien dar. In China gilt das mobile Bezahlen inzwischen als Standard. Rund 66 Prozent der Befragten greifen auf Smartphone oder Smartwatch zurück, während nur 46 Prozent Bargeld verwenden.

Hier zeigt sich, wie unterschiedlich die Geschwindigkeit des digitalen Wandels ausfallen kann, beeinflusst durch Infrastruktur, staatliche Regulierung und gesellschaftliche Akzeptanz.

Gründe für die deutsche Bargeldliebe

Dass Bargeld in Deutschland nach wie vor so beliebt ist, hat verschiedene Gründe. Traditionell wird Bargeld als besonders verlässlich und sicher wahrgenommen.

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher verbinden es mit einem besseren Überblick über die eigenen Ausgaben und schätzen die Unabhängigkeit von technischen Systemen.

Zudem spielt die Verfügbarkeit eine Rolle. Bargeldautomaten sind nahezu flächendeckend vorhanden, und selbst kleine Betriebe akzeptieren Münzen und Scheine ohne zusätzliche Gebühren.

In ländlichen Regionen ist Bargeld daher oft praktischer, während städtische Milieus stärker auf bargeldlose Verfahren setzen.

Ein langsamer Abschied

Und was sagen bekannte Stimmen? Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger bezeichnet Bargeld angesichts der heutigen Technik als „Anachronismus“, der den Zahlungsverkehr unnötig verlangsamt, etwa durch das Kleingeldsuchen an der Kasse. Außerdem sieht er in der Abschaffung von Bargeld eine Möglichkeit, Schwarzarbeit und Drogengeschäfte auszutrocknen.

Auf der anderen Seite bringt Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz es auf den Punkt. Laut ihm sei Bargeld gelebte Freiheit, auch wenn der Trend zur Digitalisierung unübersehbar ist.

Bargeld wird in Deutschland auf absehbare Zeit nicht verschwinden. Mit über 70 Prozent Nutzung liegt es immer noch deutlich vor allen anderen Methoden. Dennoch sind die Trends eindeutig, denn Bargeld verliert kontinuierlich an Bedeutung, während digitale Zahlungsverfahren wachsen.

Die entscheidende Frage lautet, wie schnell dieser Wandel voranschreiten wird. Mobile Payment dürfte in den kommenden Jahren weiter zulegen, begünstigt durch die wachsende Verbreitung digitaler Wallets und die Integration in Alltagsgeräte wie Smartwatches.

Auch jüngere Generationen, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind, werden langfristig dafür sorgen, dass die Nutzung von Bargeld zurückgeht.

Deutschland bleibt vorerst ein Land der Bargeldzahler. Während Scheine und Münzen weiterhin im Alltag dominieren, zeichnet sich eine klare Verschiebung ab. Besonders Mobile Payment gewinnt an Dynamik und könnte mittelfristig die Rolle von Bargeld erheblich schwächen.

Im internationalen Vergleich zeigt sich jedoch, Deutschland geht den Wandel eher behutsam an, während andere Länder längst den digitalen Zahlungsstandard etabliert haben.

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